Vorgehen

Der Verbund nutzt und schärft analytische Verfahren, die es gestatten, für ein großes Quellenkorpus Schlüsselbegriffe und Konzepte zu erfassen. Er will hierfür intertextuelle Verknüpfungen rekonstruieren, thematische Cluster benennen und semantische Felder erschließen, nicht nur um quantitative Befunde zu erheben, sondern diese auch historisch kontextualisieren und erklären zu können. Die informatischen Werkzeuge werden sich an den o.g. Fragen orientieren, diese geeignet formalisieren, deren Erkennung in Texten automatisieren, die Ergebnisse visualisieren und es so ermöglichen, die geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen empirisch zu überprüfen und ggf. die Werkzeuge nach zu justieren. Darüber hinaus soll das System auch Hypothesen generieren, die die Historiker aufgreifen und anhand der hermeneutischen Analyse ausgewählter Werke wiederum verfeinern können. Im Einzelnen sollen dafür Worthäufigkeiten, grammatische Formen, semantische Felder und die Positionierung von Akteuren und Themen untersucht werden.

Dabei ist zunächst an vier Themenfelder gedacht:

  1. Die Frequenz und Form, in der „fremde“ Kontinente, Länder und Völker, Kolonien, Entde¬ckungen, Expeditionen oder Missionserfahrungen erwähnt werden, kann z. B. Aufschluss über geographisch-ethnographische Horizonte, über Alteritäts- und Identitätsvorstellungen und deren Verräumlichung geben.
  2. Aussagen über Krieg und Frieden, politische Bündnisse, Regenten und Staatsmänner zeigen an, welche Vorstellungen von Gewalt und Zivilität, Macht und Gerechtigkeit die Diskurse prägten.
  3. Aussagen zu Wissenschaft und Kultur, Urbanisierung und Industrialisierung, Pauperismus oder Sozialpolitik geben Aufschluss darüber, wie die Folgen von industriellem und gesellschaftlichem Wandel in zeitgenössische Weltbilder eingehen.
  4. Das Feld Transport, Kommunikation, Handel, Industrie, Technik und Umwelt gibt Aufschluss darüber, inwiefern neues Wissen in Fortschritts- und Modernisierungsnarrative eingebettet und im Kontext ubiquitärer Beschleunigung gedeutet wurde. Ausgehend von der Zielsetzung, medial ver-mittelte Bilder der Welt nicht von vornherein auf bestimmte Deutungsmuster festzulegen, soll dieser Themenkatalog in Relation zur Konfiguration der informationstechnischen Instrumente stetig fortentwickelt werden. Die entwickelten Ansätze sollen jedoch im Interesse der Nachnutzung möglichst generisch angelegt werden.